Vor einer Woche stand Pia vor unserer Praxistür. Sie hatte sich ihren heiß geliebten Markknochen über den Unterkiefer geschoben und der wollte nicht mehr vor noch zurück. In freier Natur sicher eine extrem gefährliche und lebensbedrohliche Situation.
Anlass genug, sich einmal wieder mit dem Thema Knochenfütterung zu beschäftigen.
Würden Hunde in freier Wildbahn Knochen fressen und warum geben Hundebesitzer Ihren Hunden Knochen?
Tatsächlich fressen verwilderte Hunde und Wölfe keine größeren Knochen, diese werden nur abgenagt. Gefressen werden ganze kleinere Tiere – mit Haut und Haaren, Federn und auch Knochen. Diese Zusammensetzung gewährleistet eine gute Verdauung der Knochen und schützt vor Knochenkot und die Gefahr des Splitterns ist bei rohen Knochen nicht so groß.
Wird der Hund gebarft, stellen Knochen eine gute Kalziumquelle dar. Das Benagen pflegt das Gebiss und der Hund ist artgerecht beschäftigt.
Ist der Hund an die Knochenfütterung gewöhnt und beachtet man gewisse Grundregeln ist Knochenfütterung kein Tabu. Es bleibt aber ein nicht zu unterschätzendes Risiko, dass die Knochenfütterung den Hund in lebensbedrohliche Situationen bringen kann. Dann ist der Tierarzt gefragt.
Was kann passieren?
In Scheiben geschnittene Markknochen sind gefährlich: Sie können beim Versuch des Hundes das Mark auszulecken über den Unterkiefer und die Zunge gestreift werden. Die Tiere sind dann alleine nicht mehr in der Lage, sich zu befreien. Oft beginnen sie, wild mit den Pfoten gegen das Maul zu arbeiten. Blutige Verletzungen der Lefzen und der Zunge sind die Folge.
Der Markknochen mu ss in der Regel in Narkose entfernt werden (siehe links und unten)
Frisst der Hund eine zu große Menge Knochen und gelangen diese unverdaut in den Enddarm, wird dort dem Kotbrei das Wasser entzogen und es entsteht Knochenkot. Knochenkot wird steinhart und hat eine extrem rauhe Oberfläche durch die spitzigen Knochenteilchen.Im günstigsten Fall kann der Hund den Knochenkot alleine unter großen Schmerzen ausscheiden, bei den meisten Hunden muss der Knochenkot in Narkose mittels Einlauf oder Eröffnung des Darms entfernt werden.
Zu große harte Knochen bleiben im Darm hängen und verursachen einen Darmverschluss.
Brüchige Knochen können splittern und den Darm verletzen.
Ein gewisses Risiko für die Aufnahme von Parasiten und Salmonellen besteht wie insgesamt bei der Rohfütterung.
Grundregeln für Knochenfütterung
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Knochen müssen roh verfüttert werden. Erhitzte Knochen (Kochen, Grillen, in der Sonne liegen) sind brüchig und können splittern.
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Knochen von älteren Tieren sind eher brüchig als von jüngeren Tieren.
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Passen Sie die Größe der Knochen der Größe Ihres Hundes an.
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Anfangs nur kleine Mengen leicht verdaulicher Knochen füttern. Für den Anfang Kalbsbrustbein oder Kalbsrippen füttern, sie sind relativ weich. Auch rohe Hühnerhälse, -flügel, oder Putenhälse gelten als geeignet, können auch von kleineren Hunden gefressen werden.
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Mit Ausnahme vom Schwein (Gefahr durch das Aujeszkyvirus, Auslöser der Pseudowut) können auch Knochen anderer Tiere verfüttert werden.
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Knochen immer zusammen mit Fleisch füttern. Das Fleisch ist der auslösende Reiz für die Sekretion von Magensaft, damit der weiche Knochen verdaut werden kann.
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Füttern Sie Knochen regelmäßig, aber in Maßen.
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Lassen Sie Ihren Hund nie alleine mit dem Knochen. Gewöhnen Sie Ihm an, dass er auch den Knochen gehorsam hergibt. Viele Hunde verschlucken in ihrer Gier Knochenreste, weil sie diese nicht hergeben wollen. Die Operation ist oft vorprogrammiert.
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Ist der Hund an Knochen gewöhnt, kann man einen großen Gelenkknochen füttern und ihn dem Hund wegnehmen, wenn er den weichen Gelenkknochen abgeknabbert hat. Auch Kehlköpfe vom Rind, ganze Hühner, Kaninchen oder Schafköpfe können verfüttert werden.
Fazit: Knochen haben für Hunde ihren Reiz, aber nicht jeder Hund verträgt Knochen und die Fütterung kann lebensbedrohliche Risiken nach sich ziehen.
Die Kalziumversorgung kann auch über die Gabe von Knorpel, zerriebene Eierschalen und Mineralergänzungsfuttermittel sichergestellt werden.
Wenn Sie sich für die Fütterung von Knochen entscheiden, sollten Sie die genannten Grundregeln beachten.
Tschüss bis zum nächsten Blog oder bei uns in der Praxis,
Ihre Susanne Gnass