In Namibia, wie in vielen Ländern Afrikas, ist die Tollwut endemisch und wird vor allem von Hunden übertragen. Das weltweite Ziel ist es, die durch Hunde vermittelte menschliche Tollwut bis 2030 zu eliminieren.
Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) unterstützt seit mehreren Jahren verschiedene Projekte zur Tollwutbekämpfung in Namibia. Besondere Herausforderungen sind die riesigen abzudeckenden Gebiete, die hohe Anzahl frei umherlaufender Hunde und Hunde. So konnten die bisherigen Projekte nicht genügend Hunde impfen, um eine Herdenimmunität zu erreichen, die die Ausbreitung des Virus stoppen würde.
Eine neue Möglichkeit könnte die orale Tollwutimpfung (oral rabies vaccination - ORV) bieten, eine Methode, die in Europa und Nordamerika erfolgreich zur Bekämpfung der Wildtiertollwut eingesetzt wird und deren Einsatz bei Hunden derzeit sowohl von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als auch von der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) favorisiert und befürwortet wird. Aufgrund dieser ermutigenden Ergebnisse führte das namibische staatliche Veterinärwesen in Zusammenarbeit mit dem Friedrich-Loeffler-Institut eine Pilotstudie in der Oshana und Omusati Region im Norden Namibias durch, die aus Mitteln des Globalen Gesundheitsschutzprogramms des Bundesministeriums für Gesundheit (GHPP) finanziert wurde. Dabei wurden die Veterinäre und Veterinärhelfer aus Oshana und Omusati von Studenten der Fakultät für Landwirtschaft und natürliche Ressourcen der Universität von Namibia, Campus Ogongo, unterstützt. Erste Auswertungen von Daten, die mit Hilfe einer mobilen Planungs- und Datenerfassungs-App der gemeinnützigen Organisation ‚Mission Rabies‘ erhoben wurden, belegen eine sehr hohe Akzeptanz der Köder bei Hunden von mehr als 90 Prozent. Aufgrund dieser positiven Ergebnisse plant das staatliche Veterinärwesen in Namibia, die orale Immunisierung als komplementäre Maßnahme in das nationale Tollwutbekämpfungsprogramm zu integrieren.