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Bienen- und Wespengiftallergie

 

Insektengifte zählen zu den häufigsten Allergieauslösern bei Hunden. Von lokalen Reaktionen über allergische Allgemeinreaktionen bis zu lebensbedrohlichen Intoxikationen gibt es ein großes variables Reaktionsspektrum. 

 

Unsere Hunde sind neugierig und das prädisponiert sie für Bienen- und Wespenstiche. Lesen Sie mehr über die Akutbehandlung, präventive Maßnahmen, die diagnostische Aufarbeitung und andere wichtige Informationen.

Stechende Insekten

Pixabay_GLady

Häufig:

  • Honigbienen (Apis mellifera), kurz Biene
  • Faltenwespen, kurz Wespe
    • Vespula vulgaris
    • Vespula germanica

Selten:

 

  • Feldwespen
  • Hornissen 
  • Hummeln

Insektengifte

Insektengifte gehören neben den Nahrungsmitteln und Medikamenten zu den drei häufigsten Auslösern einer allergischen Allgemeinreaktion. 

Bestandteile des Bienengiftes

Bestandteile des Wespengiftes


  • Melittin
    • Allergen
    • zerstört die Zellmembranen
    • intravaskuläre Hämolyse
    • induziert Schmerzen
  • Peptide der Mastzelldegranulation
    • Mastzelldegranulation
  • Phospholipase A
    • Allergen
    • intravaskuläre Hämolyse
  • Hyaluronidase
    • Allergen
    • erhöht die Permeabilität von Zellen und zerstört Kollagen, sodass die anderen Bestandteile leichter ins Gewebe eindringen können
  • Biogene Amine
    • Histamin
    • Dopamin
    • Norepinephrin
  • Apamin
    • Neurotoxin
  • Adolapin
    • entzündungshemmend
  • Phospholipase A
    • Allergen
    • Koagulopathien
  • Hyaluronidase
    • Allergen
  • Antigen 5
    • Allergen
  • Biogene Amine
    • Histamin
    • Dopamin
    • Acetylcholin (nur Hornisse)
  • Kinine
    • Hypotension
    • Schmerzen
  • Mastoparan
    • Mastzelldegeneration
    • Hämolyse

Ätiopathogenese

Bienen injizieren ca. 147 ug Venom/Stich, Wespen 17 ug Venom/Stich. Die Insektengifte lösen meistens eine Allergie vom Soforttyp aus.

Sie wird ausgelöst, wenn Allergene IgE-Antikörper an der Oberfläche von Mastzellen und Basophilen kreuzvernetzen und eine Degranulation derselben bewirken. Dabei werden schon vorgeformte Entzündungsmediatoren wie Histamin, TNF-α, Tryptase usw. freigesetzt, die in kürzester Zeit allergische Symptome auslösen.

Nach weiteren Minuten werden noch zusätzlich Prostaglandine und Leukotriene ausgeschieden. 

Nach weiteren Stunden werden zusätzlich verschiedene Zytokine synthetisiert und ausgeschieden, die wiederum andere Entzündungszellen aktivieren und anlocken. So können  auch ungewöhnliche, verzögerte Reaktionen entstehen.

 

Klinisches Bild

Nach Insektenstichen können folgende Reaktionen beobachtet werden, die meistens innerhalb von Sekunden bis Minuten auftreten:

Örtliche Reaktionen

  • lokal Schmerz und Schwellung
    • lebensbedrohlich im Mund-oder Rachenbereich
    • allergisch- oder toxisch bedingt

Allergische Allgemeinreaktionen / Anaphylaxie

Organ

Grad 0

sehr mild

Grad 1

mild

Grad 2

moderat

Grad 3

stark


Hautsymptome

≤ 1 klinisches Anzeichen von mindestens 2 Organen


Haut / Augen

  • Urtikaria
  • Angioödem
  • Rötungen
  • Juckreiz
  • Lakrimation
  • Unruhe
  • Schmerzen
  • Urtikaria
  • Angioödem
  • Rötungen
  • Juckreiz
  • Lakrimation
  • Unruhe
  • Schmerzen
  • Urtikaria
  • Angioödem
  • Rötungen
  • Juckreiz
  • Lakrimation
  • Unruhe
  • Schmerzen
  • Urtikaria
  • Angioödem
  • Rötungen
  • Juckreiz
  • Lakrimation
  • Unruhe
  • Schmerzen

  • Gastro-intestinaltrakt
  • Bauch-schmerzen
  • einmalige Episode von Erbrechen
  • Durchfall
  • Nausea
  • Speichelbildung
  • anhaltendes Erbrechen und Durchfall
  • anhaltendes Erbrechen und Durchfall

Kardio-Vaskuläres-System

  • Hypotonie
  • Arrhythmien
  • Kollaps
  • Herzstillstand

Respirationstrakt

  • Dyspnoe
  • Tachypnoe
  • Hecheln
  • Stridor
  • Zyanose
  • Bradypnoe
  • Atem-Stillstand

Nervensystem

  • Schwäche
  • Krämpfe
  • neurologisch bedingter Bewusstseins-verlust

Notfall-Monitoring

  • Atem- und Herzfrequenz
  • Pulsqualität und -rhythmus
  • Blutdruck
  • Pulsoxymetrie
  • Blutgasparameter
  • Hämatokrit
  • Nieren- und Leberwerte, Glucosewert

Therapie

Eine schnelle Diagnose und Einstufung ist die Vorraussetzung für eine erfolgreiche, im Einzelfall lebensrettende, Therapie.

 

Eine genaue Beobachtung in den nächsten 24-72 Stunden nach dem/n Stich/en wird empfohlen, da unklar ist, ob es auch bei Tieren eine biphasische Reaktion gibt.

Akutbehandlung Grad 0-1

Zum Einsatz kommen Antihistaminika und Glukokortikoide.

Akutbehandlung Grad 2-3

Standard ist die Gabe von Adrenalin/Epinephrin, ein im Nebennierenmark gebildetes Hormon aus der Gruppe der Katecholamine.

 

  • Adrenalin/Epinephrin: 0,1-0,2 mg/10 kg Körpergewicht i.v., i.m., "constant-rate- infusion"
  • Vasokonstriktion wird gefördert
    • Blutdruck wird verbessert
    • Perfusion, besonders der Vitalorgane, wird verbessert
  • Bronchodilatation verbessert
  • Produktion von Entzündungsmediatoren werden vermindert 

 

Außerdem 

  • Volumen- und Sauerstoffgabe
  • Antihistaminika aus der Gruppe H1-Blocker
    • Reduktion von Pruritus (Juckreiz)
    • Reduktion von Ödemen
      • Diphenhydramin 0,5-1,0 mg/kg
      • Clemastin 0,5 mg/kg
  • Antihistaminika aus der Gruppe der H2-Blocker
    • Reduktion der vom Histamin stimulierten Magensäureproduktion
      • Ranitidin 1 mg/kg
      • Famotidin 0,5 mg/kg
  • Glukokortikoide 
    • Stoppen Arachidonsäuren-Entzündungskaskade
    • Reduktion der anaphylaktischen Reaktionen des verspäteten Typs
      • Dexamethason 0,2-2 mg/kg
      • Hydrocortison 1-3 mg/kg
      • Prednisolon 1-3 mg/kg

Antihistaminika und Glukokortikoide sind in den akuten lebensbedrohlichen Zuständen nicht hilfreich und können das Epinephrin nicht ersetzten!

 

Intoxikationen

  • Rhabdomyolyse
  • Hämolyse
  • Nierenschäden
  • Leberschäden
  • Zerebrale Schäden (z.B. Hirnödem)

Die tödliche Dosis liegt bei ca. 20 Stichen / kg Körpergewicht.

Prävention

Auf den Notfall vorbereitet sein

Besitzer von Tieren mit einem erhöhten Anaphylaxierisiko sollten ein Allergie-Notfallset erhalten. 

Allergie-Notfallset

  • Adrenalininjektor für Hunde ab 10 kg Körpergewicht
    • 0,15 mg Adrenalin für Tiere von 10-30 kg
    • 0,3 mg Adrenalin für Tiere > 30 kg
  • Antihistaminikum-Tabletten
  • Glukokortikoid-Tabletten

Desensibilisierung