Das canine Parvovirus (CPV) ist durch Mutationen in den 1970er Jahren aus dem lange bekannten Katzenseuchevirus der Katze, dem felinen Panleukopenievirus (FPV), entstanden.
Seit dieser Zeit hat sich das Virus verändert, neue Antigen-Typen entstanden. Sie werden als CPV-2a, CPV-2b und CPV-2c bezeichnet.
Bedeutsam ist, dass die neuen Typen ein größeres Wirtsspektrum aufweisen als der ursprüngliche Typ CPV-2, der nur den Hund infizierte. Die neuen Typen infizieren Hund und Katze, können bei beiden eine Krankheit verursachen und auch zwischen diesen Tierarten übertragen werden. Da die neuen Typen haben den alten Typ weltweit vollständig verdrängt haben, muss grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass ein mit einem Parvovirus infizierter Hund eine Infektionsquelle für ungeschützte Katzen darstellt und umgekehrt.
Glücklicherweise sind sich die Virustypen noch so ähnlich, dass eine Impfung mit dem ursprünglichen Typ CPV-2 gegen alle Typen schützt.
CPV wird in großer Menge mit dem Kot erkrankter Tiere ausgeschieden. Dabei reicht ein Gramm Kot aus um eine Million Hunde zu infizieren. Das Virus ist außerordentlich widerstandsfähig und bleibt über Wochen und Monate in der Umwelt infektiös.
Diese beiden Faktoren führen dazu, dass eine Infektion über verschmutzte Kleidung und Schuhe eingeschleppt werden kann, ohne dass ein direkter Kontakt mit einem infizierten Hund stattgefunden hat.
Neben Hunden und Katzen umfasst das Wirtsspektrum von CPV auch Kojoten, Füchse und Wölfe.
Die Übertragung des Virus erfolgt fäkal-oral. Nach der Aufnahme vermehrt sich das Virus im oropharyngealen lymphatischen Gewebe. Nach 1 - 5 Tage folgt dann die Virämie. Der Tropismus des Virus für sich schnell teilende Zellen führt zur Schädigung der Zellen im
Die Folgen sind
Das Virus wird bereits 3-4 Tage nach der Infektion, also noch vor Beginn der Symptome, mit dem Kot über 14 Tage hinweg (in seltenen Fällen länger) ausgeschieden.
Die Inkubationszeit beträgt 7 - 10 Tage.
Der Schweregrad der klinischen Symptome ist abhängig von verschiedene Faktoren, wie Vorhandensein von maternalen Antikörpern, Impfstatus und zusätzlichen Krankheiten (z. B. Parasitenbefall).
Nicht alle Hunde, die sich infizieren, erkranken auch, scheiden aber das Virus aus.
Hunde mit einer Parvovirose entwickeln anfangs unspezifische Symptome
Laborwertveränderungen
Zu den Komplikationen der Parvovirose gehören
Die Komplikationen können lebensbedrohlich sein.
Die Diagnosestellung der Parvovirose erfolgt durch den direkten Erregernachweis im Kot.
Es stehen verschiedene Schnelltests mit hoher Spezifität, aber nur mäßiger Sensitivität zur Verfügung. Tatsächlich infizierte Tiere können daher wegen falsch-negativer Tests übersehen werden. Bei negativem Ergebnis im Schnelltest sollte also im Verdachtsfall eine PCR, die sehr sensitiv ist, zum Nachweis der viralen DNA aus Kot, Vollblut oder Gewebeproben durchgeführt werden.
Hunde, die mit attenuierten Lebendvakzinen geimpft wurden, können bis mindestens 44 Wochen nach der Impfung im Antigen-Schnelltest und in der PCR positiv sein. Der Nachweis von Antikörpern ist zur Diagnosestellung einer Parvovirose nicht geeignet, da fast jeder Hund aufgrund einer vorhergehenden Impfung oder einer klinisch-inapparenten Infektion Antikörper besitzt. Zudem sind Antikörpernachweise bei natürlicher Infektion bei Auftreten erster Symptome meist noch negativ.
Zur Aussage über einen bestehenden Schutz, also zur Entscheidung über die Notwendigkeit einer Wiederholungsimpfung oder zur Bestimmung des optimalen Impfzeitpunktes bei Hundewelpen, ist ein ein Antikörpernachweis jedoch sehr sinnvoll.
Die Therapie ist vom Schweregrad der klinischen Symptome abhängig und viele Hunde müssen intensivmedizinisch betreut werden.
Als wirksames antivirales Medikament steht ein rekombinant hergestelltes felines Interferon-omega zur Verfügung.
Die Impfung gegen Parvovirose gehört daher zu den CoreImpfungen. Verwendet werden Lebendimpfstoffe, da sie wirksamer sind als inaktivierte Vakzinen.
Der Welpe nimmt nach der Geburt mit dem Kolostrum maternale Antikörper gegen Parvovirose auf, die dann kontinuierlich abfallen. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, in der der Welpe die maternalen Antikörper so weit abgebaut hat, dass sie ihn nicht mehr vor einer Infektion schützen können, aber trotzdem noch mit der aktiven Immunisierung interferieren.
Der richtige Zeitpunkt der Impfung hängt also entscheidend von der Menge der mit dem Kolostrum aufgenommenen Antikörper ab, und eine Immunantwort der Welpen nach Impfung mit herkömmlichen Vakzinen ist erst mit dem Abfall der maternalen Antikörper möglich.
Aktuell ist ein individuelles Impfschema anhand einer Bestimmung des Titers der maternalen Antikörper nicht praktikabel. Daher wird ein Impfschema mit mindestens 3 Impfungen in den ersten 16 Lebenswochen angewendet.
Bei den meisten zugelassenen Impfstoffen wird nach einem Jahr die Grundimmunisierung abgeschlossen.
Die Wiederholungsimpfungen richten sich entweder nach der Zulassung des verwendeten Impfstoffes oder nach einer Bestimmung der Antikörper, denn eine erfolgreiche Impfung induziert einen langjährigen Schutz. Die meisten adulten Hunde haben Antikörper gegen CPV. Daher besteht die Möglichkeit, diese Antikörper in verschiedenen Testsystemen zu bestimmen und davon die Entscheidung über die Notwendigkeit einer Wiederholungsimpfung herangezogen abhängig zu machen.
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Juni 2021
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